Beispiele fuer die graphischen Ausgestaltung von
Gebrauchsanleitungen aus verschiedenen Jahrzehnten

Examples for graphical fashioning of
instructions for use from different decades

 

Die technischen Voraussetzungen für die Massenproduktion führten dazu,
dass man sich auch der grafischen Ausgestaltung von Dingen des alltäglichen
Gebrauchs zuwandte, woraus die sog. Gebrauchsgrafik entstand. Nachfolgend
werden einige Anleitungen für Rechenmaschinen unter diesem Gesichtspunkt
betrachtet.

 

 
 

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Odhner (Russl.) 1893 / 95 für Frankreich

Der freie Raum ausserhalb der beiden Schriftkomplexe oben und unten ist mit
klassizistischen Ornamenten aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gefüllt.
Allerdings erscheinen Auswahl und Anordnung der Ornamente willkürlich, es
entsteht kein homogenes Gesamtbild. Die Titelseite kann nicht überzeugen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Odhner (Russl.) 1890 für Deutschland
 

Hier bauen die Grafiker auf einem geschlossenen Rahmen auf, der von Grimme, Natalis u. Co. (GNC) sehr lange Zeit nachgeahmt wird (s. unten). Dazu muss man wissen, dass GNC von Odhner die Lizenzrechte zum Nachbau der Maschine übernommen hat.

Der Rahmen wird mit sich wiederholenden kleinen klassizistischen Elementen gefüllt. Die vier Ecken innerhalb des Rahmens tragen gespiegelte Teile eines Ornaments.

 



 

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Grimme, Natalis & Co. (D) 1892

GNC übernimmt den Stil von Odhner 1890 fast unverändert. Die Buchstaben erhalten zusätzlich eine gebrochene und leider überladene Ausgestaltung.

 



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Grimme, Natalis & Co. (D) 1904

Kurz nach der Jahrhundertwende greift GNC auf die neuen Möglichkeiten des Ausdruck des Jugendstils zurück. Verwendet werden wenige und offene florale Elemente...

 

   

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Grimme, Natalis & Co. (D) 1907 für England

...die nur kurze Zeit später von massiven geometrischen Ornamenten abgelöst werden. Die Schrift ist dem Stil angepasst. Einen Beitrag zum Gesamteindruck gibt natürlich auch die gewählte Farbe des Papiers.

 



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Grimme, Natalis & Co. (D) 1910 für Frankreich

Hier ist man sich zunächst nicht im Klaren, ob der Grafiker mit einem Minimalismus an Elementen auskommen wollte oder ganz auf eine Ausgestaltung verzichtet hat. Nur die angedeutete Veränderung der Buchstaben lässt erkennen, dass diese Titelseite eine gewollte Arbeit war.

 

   

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Grimme, Natalis & Co. (D) 1919

Sieht man vom dreifachen Rahmen ab ist auf diesem Titelblatt nichts gestaltet, nicht einmal die Schrift. Wahrscheinlich wirkte im Jahr 1919 der Erste Weltkrieg noch nach.

 



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Grimme, Natalis & Co. (D) 1923

Ein Titelblatt aus den Zwanziger Jahren ohne anspruchsvolle künstlerische Bearbeitung. In dieser Zeit treten auch die ersten weitgehend einheitlich gestalteten Hefte im Querformat für unterschiedliche Maschinentypen auf (s. unten). Möglicherweise hat GNC ab diesem Zeitpunkt auf eine intensive grafisch-künstlerische Bearbeitung der Anleitungen verzichtet. Für eine konkrete Aussage hierzu fehlen mir allerdings noch weitere Beispiele.

 

   
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Hier noch einmal zwei schöne Beispiele für Art Nouveau mit grafischen Elementen.

   
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H. W. Egli (Schweiz), Jahr unbekannt.

Ein Rahmen ist nicht vorhanden, die linearen grafischen Elemente überziehen das ganze Titelblatt mit einem strengen Muster. Zum Konzept gehören auch eine der Behrens-Schrift (um 1902) sehr ähnliche Schrift sowie die Wahl der Grundfarbe.

 

 

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Ludwig Spitz (D) 1910 / 11

Die grafischen Elemente können dominant werden, hier wiederholen sie sich
sogar auf allen Textseiten (oben).
Das Deckblatt (darunter) mit einem menschlichen Rechner als Comicfigur und
laufenden Ziffern passt überhaupt nicht zu diesem strengen Entwurf.