Wie bereits im Abschnitt Geschichte ausgeführt kam ihnen eine grössere
Bedeutung als heute zu, weil manche Güter, etwa Hopfen, Getreide, Salz
und andere, nicht gewogen, sondern nach Volumen gehandelt wurden. Man
unterschied deshalb zwischen "flüssigen" und "festen" oder "trockenen"
Hohlmassen.
Auch die Art der Befüllung war unterschiedlich. Bei Gütern mit kleiner
Korngrösse, z. B. Getreide, wurde das Gefäss zunächst befüllt und dann
mit einem geraden Streichholz die Befüllung vollständig und eben
gemacht. Daher die Redewendung etwas ist "gestrichen voll". Der unter
Lit. genannte Film des Bayerischen Fernsehens zeigt diesen Vorgang.
In Bayern ist Vorschrift, das Getreide zu messen ohne Rieb und Stoß, und ganz eben abzustreichen ohne auf dem Steg oder Rand etwas stehen zu lassen. | |
aus Einsle 1846, S. 76. Der gleiche Text steht schon in einer Verordnung "die Einführung eines gleichen Maß= Gewicht= und Münz=Fußes im Königreiche Baiern betreffend" von 1809. |
Bei Schüttgütern mit grossen Elementen hat man das Gefäss aufgehäuft befüllt bis der Schüttkegel an den Rändern wieder herunter fiel. Zusätzlich gab es regional die Übung, bei bestimmten Gütern das befüllte Gefäss zu schütteln oder zu klopfen, daher bis heute der Ausdruck "ein gerüttelt Mass". Darüber hinaus unterschied man regional zwischen "glatter" und "rauher " Frucht. Deshalb war es auch so schwierig, bei der Erstellung von Reduktionstabellen für Gewichte die Befüllung auf das metrische System umzurechnen.
Die Gefässe wurden zumeist aus Holz gebaut, häufig aus einem zum
Zylinder gebogenen Span oder Brett, seltener wie Bottiche aus Dauben zusammen
gesetzt. Nur Referenzmasse hat man ihrer Bedeutung wegen aus Metall
gefertigt.
Das Anbringen von Zeichen im Boden und am Rand sollte das Verkleinern des Gefässes und damit einen Betrug verhindern.
Vormetrische
Hohlmasse hat es in grosser Zahl gegeben. Sie sind oft nur minimal,
uneinheitlich und zuweilen überhaupt nicht gekennzeichnet. Man hielt
das offenbar für nicht notwendig, weil jeder der Betroffenen wusste was
gemeint ist. Heute macht dieses Vorgehen eine eindeutige
Zuordnung nach Ort und Zeit schwierig bis unmöglich. |
Leichter
Kegelstumpf als Doppelgefäss weil der Boden im unteren Drittel der Höhe
angebracht ist. Die Dauben sind mit zwei Holzbändern und Holznägeln
zusammen gehalten. |
Gvm10 |
Leicht konisch, Holz, ohne Massangabe, mit Jahreszahl 1768 und Schild mit vier Teilen: rechts oben stehender Bär, links oben Kornbündel (?), rechts unten Kornbündel (?), links unten nicht zu erkennen. |
Gvm13 |
Zylindrisch, ohne Massangabe, mit Jahreszahl 1785 und einem
Zeichen direkt unter |
Gvm02 |
Zylindrisch, Massangabe 1/2 M sowie Wappen und zweimal K. |
Gvm04 |
Bauart Kasten mit Griffen, keine Massangabe, kleine
Rautenwappen abwechselnd am unteren und oberen Rand |
Gvm01 |
Kegelstumpf, ohne Massangabe, Brandzeichen Doppeladler mit
Krone u.
zwei Schwertern (Österreich), Jahreszahlen (1)801, (1)810, (1)813,
(1)819, (1)822, (1)830, (1)836. |
Gvm07 |
Zylindrisch, ohne Massangabe, mit Jahreszahl 1816 und Wappen
mit drei Fischen. |
Gvm03 |
Zylindrisch, ohne Massangabe, mit Aufschrift J f H und Jahreszahl 1818. Wappen
Fisch vor drei Bäumen über W (Waltershausen, jetzt LK Gotha, Thüringen). |
Gvm12 |
Zylindrisch, 1/16 Sester für Mehl oder Getreide = 15/16 = 0,93 Liter. Großherzogtum Baden (Karlsruhe), Schild mit Schrägstrich, Eichamt Adelsheim (61). In § 10 der Massordnung für das Grossherzogtum Baden, Karlsruhe 1829, ist festgelegt, dass Molzermasse als Teil des Sester zulässig sind. Sie müssen geprüft und gekennzeichnet sein, weil sie den Anteil festlegen, den der Müller nach bestehenden Tarifen einbehalten darf. |
Gvm15 |
Zylindrisch, 1 Becher (für Getreide) = 7 14/25 Pariser Kubikzoll =
3/20 (=0,15) Liter. Großherzogtum Baden (Karlsruhe), Schild mit Schrägstrich, Eichamt St. Blasien (13) In der Massordnung für das Grossherzogtum Baden, Karlsruhe 1829, werden für den Becher folgende Masse angegeben: Durchmesser 2 Zoll, 4 Linien, 1,8 Punkte (= 7,25 cm), Tiefe 1 Zoll, 2 Linien, 1,0 Punkte (= 3,63 cm). Das stimmt weitgehend mit dem Objekt überein. |
Gvm11 |
Zylindrisch, ohne Massangabe, am Boden eingebrannt CLK. |
Gvm05 |
Zylindrisch, mit Wappen mit zwei Kronen und den Aufschriften ???M sowie RT17. |
Gvm06 |
Zylindrisch, 1/32 M(etzen), Doppeladler (Südtirol), auf der Brust FI (Kaiser Franz Josef), daneben AR, darunter 1860, (s. Lit. Linkenheil 12, S. A18). |
Gvm08 |
Zylindrisch, 1 Mäßchen (kleines "m" !), mit Krone, Sachsen 1862. |
Gvm09 |
Zylindrisch, (dry) pint aus Grossbritannien, Ende 19. Jhd. |
Gvm14 |
Was ist ein Metzen? Bayerisches Fernsehen, Beitrag vom 20.9.2013
(nicht mehr aufrufbar, bei mir erhältlich).
Hohlmasse aus dem Volkacher Salbuch 1504 Bild und Bild
Wie die Bilder zeigen waren die Hohlmasse zu dieser Zeit an diesem Ort
konisch, demnach mit Fassdauben gebaut und nicht aus einem Span
gefertigt.
S. a. die Literatur im Abschnitt Geschichte
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